Allein in der Schweinderlbahn
Seit ich Vater bin, hat sich mein Verhältnis zu ignoranten Personen deutlich angespannt. Zwar staunte und ärgerte ich mich bereits vorher darüber, wenn sich in Konzerten Leute einfach vor mich platzierten oder Dauergestresste an der Kasse des Supermarktes vordrängelten, aber ich konnte die Emotionen mit kleinen buddhistischen Übungen meist schnell in Griff bekommen.
Es ging ja nur um mich und wohl auch darum, dass ich gerne nach hinten trete, wenn ein Mitmensch meinen natürlichen Abstand missachtete (näher als einen Meter mag ich nicht viele um mich haben).
Jetzt habe ich zwei kleine Jungs und der Pinguin-Vater (eine Tierspezies, bei der sich im Gegensatz zum Löwen der Vater um die Jungen kümmert) in mir ist allzeit in Habachtstellung – und ärgert sich maßlos
- im Kindertheater, wenn sich die dümmlich grinsende Mittzwanzigerin mit deutlichem Übergewicht samt debilem Freund im Muskelshirt mit ihrem schwitzend organisierten Stuhl in die übervolle Reihe genau vor meinen Söhnen zwängt.
- im Freizeitpark, wenn Enddreißiger oder gar Endfünfziger im Geschwindigkeitsrausch alleine (!!) mit 3 Stundenkilometern im Mini-Flieger zwischen Kleinkindern, im Schneckenwagerl oder ersten Auto der Schweinderlbahn zeigen, wie jugendlich sie doch geblieben sind.
- bei Aufführungen des Kindergartens oder der Grundschule, wenn mein zuschauender Junge nicht die sensationelle Darbietung seines Bruders sehen kann, weil engagierte, weithin sozial-aromisierte Mütter mit Camcorder und Fotoapparaten von ihren untalentierten Ablegern eine Nahaufnahme nach der anderen machen müssen.
Meine Meinung ist zu drastisch? Sind ignorante Menschen auf ihre Weise nicht viel gewalttätiger?
c/o Bernhard Krebs