Langsame Hände …die mich zum Weinen bringen
Eigentlich hätte an dieser Stelle ein anderer Artikel stehen müssen. Und eigentlich hätte er schon vor zwei Stunden online gehen sollen. Dass dem nicht so ist, liegt daran, dass ich heute im Szene-Imbiss um die Ecke beim Mittagessen war.
Dort gibt es burmesische Suppen, japanische Suppen und sonstige Suppen, die allesamt lecker schmecken, unglaublich gesund sind – und mir für teures Geld das gute Gefühl geben, ich hätte gefastet. Solange ich standhaft bin und danach nicht ….
…, aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls stand heute ER hinter der Theke. ER ist eine unglaublich gesund aussehende Aushilfskraft, Typ Kunsthistoriker. ER ist sehr, sehr zuvorkommend – und er besitzt LANGSAME HÄNDE.
Dieser Begriff ist nicht von mir, sondern von meiner Mittagspausen-Begleitung Sven, was nichts daran ändert, dass er damit den Nagel auf den Kopf bzw. den Löffel in der Suppe trifft.
Diese langsamen Hände also bereiten meine Suppe zu … und wenn sie nicht gestorben sind, bereiten sie noch heute. OK, das war übertrieben, weil ich habe heute Mittag tatsächlich eine Suppe gegessen – nachdem ich sie nach gefühlten fünf Stunden in Empfang nehmen durfte.
Sven hatte Bachblüten und die 5 Tibeter dabei, murmelte außerdem buddhistische Meditationsverse, während wir gebannt den bedächtigen Handbewegungen des Kunsthistorikers folgten: „Mit Soja? Ja, schön. Etwas Koriander? Ja gerne. Ein bisschen Schärfe gefällig? Das dachte ich mir doch. Noch Chili? Wirklich? Sie sind mir aber einer!“
Sven grinste bereits abwesend und leicht dämlich vor sich hin, während offensichtlich bei mir gerade der dritte und vierte Tibeter versagten und von den Bachblüten eine faul war. Zudem reichte die Schlange hungriger Menschen mittlerweile bis zur Tür hinaus. Meine Nerven meldeten sich merklich …. und beendeten das Werk der langsamen Hände mit einem schroffen „Das passt jetzt. Geben Sie bitte her, ich habe wenig Zeit.“
Als ER dann noch sehr freundlich fragte, ob ich noch einen Cappuccino (echt italienisch, also frisch gebrüht) dazu möchte, begann ich hysterisch zu weinen….
c/o Bernhard Krebs