Bitte ein Glas Tee mit Rum!
Ich bin ein Mann und meine Frau ist eine Frau. Das ist eine wichtige Information, damit Sie folgende Ausführungen verstehen.
Es war ein Mittwoch, an dem ich abends gesund und munter zu Bett ging. Es war ein Donnerstag, an dem ich acht Stunden später erwachte und ein anderer Mensch war: Ein leichtes Kratzen in der Halsgegend, ein fieses Hüsteln und die erschreckende Beobachtung, dass die Atmung nicht mehr über die Nase funktionierte – die unheilbaren Vorboten der Krankheit aller Krankheiten waren nicht zu ignorieren.
„Ich habe eine Erkältung, ich hab` einen Katarrh“, lautete meine unumstößliche Eigendiagnose.
Grundsätzlich stehe ich der Medizin durchaus positiv gegenüber – allein, wenn es um die Erforschung der Erkältung geht, stelle (nicht nur) ich erhebliche Defizite fest. Nirgendwo gibt es wissenschaftliche Untersuchungen über die geschlechtlich differenzierende Wirkung im Falle eines Schnupfens inklusive Halsweh, Kopf- und Gliederschmerzen.
Dabei gibt es gar keinen Zweifel: Eine Erkältung ist bei Männern tausendmal schlimmer als bei Frauen. Wir wissen es, nur hat es keiner erforscht.
Beweise gefällig? Schauen Sie sich doch einfach einmal um und schauen Sie auf die unzähligen Frauen, die vom Erkältungsbazillus befallen sind und TROTZDEM zur Arbeit gehen. Sie versorgen vielleicht sogar noch ihre Kinder. Sie haben offensichtlich keinen Grund zum Jammern, erledigen unbeeindruckt ihr Tagwerk – ihr einziger Kommentar: „Das wird schon wieder.“
Ganz anders bei uns Männern. Wenn uns der Bazillus erwischt, dann mit aller Gewalt. Er lässt uns keine Chance und zwingt den stärksten Kerl in die Knie und ins Bett. An Arbeit ist nicht zu denken.
Das Leid wird zur ganztägigen Heimstatt, jetzt ist zärtlichste, kompetenteste RundumdieUhr-Fürsorge lebenswichtig, die gar nicht so selten auch noch versagt wird. Und wenn man zwischendurch etwas Aufmerksamkeit erhält, dann hat das meist mit homöopathischen Mittelchen zu tun, die ohne die Macht der Chemie natürlich nie und nimmer die schwere Erkrankung lindern, geschweige denn heilen können.
Die Kraft des starken Geschlechts ist versiegt, sie reicht nur noch um ganz leise zu flüstern: „Könnte … röchel … ich bitte … schnief … noch ein Gläschen Tee …. ähmmm … mit etwas Rum …. hust … haben?“
Und wer jetzt behauptet, ich würde übertreiben, der hat mich wieder einmal missverstanden.
c/o Bernhard Krebs