Schokolade oder Chips?
Eine Zehe Knoblauch, ein Rippchen Schokolade, ein Schüsselchen Chips, ein kleines Bier oder eine Kugel Eis. Es gibt Maßeinheiten, die mir fremd sind. Ich denke in Knollen, süßen 250 Gramm-Tafeln, stattlichen Liter-Gläsern und mindestens 500ml-Eisbechern – und ich handle danach. Die Händler (und Mutter Natur) haben sich doch sicher etwas dabei gedacht, als sie bei den Größen ihrer Versuchungen nicht gekleckert, sondern eifrig geklotzt haben, oder?
Ich bin ein XXL-Mensch mit großen Gefühlen, großen Worten, großen Ansprüchen und so weiter und so fort. Warum sollte ich dann bei Knoblauch, Bier und Süßigkeiten halt machen?
Naschereien teilen die Menschheit in der Regel in mindestens zwei Gruppen, unter die sich wiederum viele weitere Kategorien bilden können. Es gibt die „Salzigen“ und es gibt die „Süßen – während die einen ihrer Leidenschaft für Chips, Nüsschen oder Brezeln frönen, können die anderen weder Kuchen und Torte noch Schokolade widerstehen. Die Gummibärchen-Fraktion, so groß sie auch sein mag, nehme ich nicht ernst, seitdem Thomas Gottschalk für sie Werbung gemacht hat und Bulli Herbig auch nicht besser ist.
Nun gut, ich gebe zu: Meine Abneigung betrifft vor allem die geschmacklosen Goldbären, bei Cola-Fläschchen (tatsächlich das einzige Mal, in der ich in meinem Sprachschatz eine „Verniedlichung“ zulasse) und den komischen Erdbeeren mit ihrer geheimnisvollen Konsistenz, mache ich Ausnahmen.
Während ich früher ein treuer Vasall des Süßen war und kaum die Grenze zum Salzigen übersprang, werde ich mit zunehmendem Alter toleranter. Heute esse ich alles. Hauptsache, es ist viel.
Überhaupt fördern Naschereien meine Fähigkeit, entspannt & neugierig zu sein und Wagnisse einzugehen. Ich bin kein Sturkopf mehr, der sein Leben lang bei den Paprika-Chips der Marke XY bleibt, ebenso wenig wie ein verbohrter Gourmet, der nur dunkle Schokolade aus bestimmten fernen Ländern an seinen Gaumen lässt. Und ein Gesundheitsapostel, der auf Fettgehalt und Geschmacksverstärker achtet, war ich noch nie.
Vielmehr bin ich mittlerweile ein überzeugter Grenzgänger, der Süßes und Deftiges zugleich liebt und für den die britische Honig- und Essig-Expeditionen eine wahre Geschmacksoffenbarung sind. Oriental, Chakalakah, Ketchup und süße Röstaromen bei Chips, Bärwurz und Bärlauch bei Pralinen: Ich kenne keine Angst mehr und breche täglich auf zu neuen Abenteuern. Nicht jedes geht gut aus, aber ich kann sehr hart im Nehmen sein.
Moment! Es gibt doch noch ein Terrain, das ich noch nie betreten habe: Ich habe noch nie – auch nicht in der Nacht – glückselig ein Nutella Glas ausgelöffelt. Machen das überhaupt Männer?
Aber was nicht ist, kann ja noch kommen.
c/o Bernhard Krebs